Progressive Rock ist in den vergangenen Jahren wieder sehr angesagt. Seitdem einige Bands aus der Versenkung aufgetaucht sind, von denen man glaubte, es gäbe sie nicht mehr, werden jüngere Musiker nach und nach von diesem Musikstil inspiriert und wagen sich auch mal, längere Stücke auf eine CD zu packen. Nun ist ja bekannt, dass in diesem Genre viele Musiker von Nöten sind, um den Klang zu transportieren oder bei Konzerten glaubwürdig klingen zu lassen. Dass es auch zu dritt funktionieren kann, beweisen LEST aus deutschen Landen. Ihr Debüt-Album “Odysseus” klingt dabei nach vielen bekannten Bands auf einmal. Debüt kann man das eigentlich nicht nennen, existiert die Formation mit zeitweiligen Besetzungswechseln bereits seit 1995, als sie von Drummer Kickers ins Leben gerufen wurde. Weshalb es so lange gedauert hat, bis die erste CD auf dem Ladentisch liegt, wissen nur sie alleine. Berufserfahrung haben alle Musiker zur Genüge, haben sie doch schon viele Konzerte gespielt und sind auf einigen Festivals aufgetreten. Leider ist ihre Internetpräsenz etwas dürftig und es mangelt an ausreichenden Informationen.
Die sieben Songs der CD bieten einen guten Querschnitt durch die Materie, von sehr leise bis kräftig rockend. Die Stimme von Sänger Sebastian Mauve ist zwar an manchen Stellen sehr gewöhnungsbedürftig, seine Gitarre haut dafür umso mehr rein. Bereits beim Eröffnungssong “Light Fantastic” ist das deutlich zu vernehmen. 9:30 Minuten voller sehr schöner Gitarrenkapriolen, die zum Ende des Songs immer bombastischer werden. Drummer Kickers tobt sich dazu an seinem Set so richtig aus und schlägt auf alles, was vor und neben ihm hängt. Selten kommt dabei ein gleichmäßiger Takt heraus, aber das macht ja den Reiz des Prog aus.
Track Nummer zwei ist gleichzeitig der Titelsong und erste Auskopplung. “Odysseus” ist sehr ansprechend gestaltet und zeigt deutlich die Einflüsse der Musiker von LEST. Da wird schon mal tief in den Siebzigern gewühlt, als diese Musikrichtung voll auf der Höhe war. Vergleiche mit Jane oderGrobschnitt sind nicht von der Hand zu weisen, und wer die fast elf Minuten durchhält, wird mit einem Ende belohnt, das sehr nach den frühen Jahren von Genesis klingt.
Dass es auf der CD “Odysseus” nicht ständig nach oben gehen kann, beweist der mittlere Block der Scheibe, der aus drei Songs besteht, die etwas anstrengend sind. “Sir Knight” schöpft zwar wieder aus dem Vollen, aber gesangstechnisch überzeugt mich das Stück leider nicht. Ebenso bleibt bei mir “The Day” auf der Strecke. Die Musik ist durchweg gut, aber ich kann mich noch immer nicht an die Stimme von Sebastian gewöhnen. Um mir entgegen zu kommen, liefern LEST mit “Birth” ein kurzes Instrumental-Intermezzo. Ganze 1:19 Minuten ist das Stück kurz und verschwindet so schnell wie es gekommen ist. Dazu in einem rasenden Tempo, das mich völlig überrascht. Bleiben wir doch lieber bei den längeren Klangeskapaden und was passt da wohl am besten? Natürlich eine nette Ballade, die ja auf fast keiner CD fehlen darf. Im Prog Rock auch eher ungewöhnlich, aber wer scheut heute noch vor irgend etwas zurück. “Innocence & Experience” ist sehr tragend gesungen und gespielt. Da macht das Hören wieder Spaß und die Band findet zu bewährter Form zurück. Zum krönenden Abschluss gibt es noch ein Stück in einer vernünftigen Länge von fast neun Minuten. “Ways” zeigt den Hören den Weg, den die Band einschlagen wird. Schöne kräftige Gitarrensounds, gepaart mit verspielten Drums, treibendem Bass und einer Stimme, an die ich mich bestimmt auch gewöhnen werde, wenn ich die nächste CD von LEST in den Händen halte.
Line-up:
Sebastian Mauve (vocals, guitar)
Kickers (drums)
Pascal Rameix (bass)

1.Light fantastic 9:32
2.Odysseus 10:48
3.Sir knight 7:39
4.The day 8:01
5.Birth 1:19
6.Innocence & experience 8:19
7.Ways 8:17

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